Comment je peux faire pour m'y retrouver?
Impressions de la conférence 2020
- Mama Papa, derriere les barraux
Malheureusement nous pouvons seulement présenter l’exposé du colloque 2017 en allemand.
Diese Tagung wurde in Kooperation mit
ANVP – Frankreich
UFRAMA – Frankreich
AVFPB – Belgien
ALVP – Luxemburg
BONJO – Niederlanden
KGV Düsseldorf – Deutschland durchgeführt.
Sie wurde zudem gefördert durch das Deutsch-Französische Institut und die Robert Bosch Stiftung im Rahmen von „On y va“. – Vielen Dank für diese Unterstützung!
Donnerstag, 09.01.2020
Schon Anfang Januar fand die jährliche Fachtagung des „Europäisches Forum e.V.“ diesmal in der NRW Landeshauptstadt Düsseldorf statt.
„In der Welt des Strafvollzugs geraten die Kinder der Inhaftierten oft in Vergessenheit oder laufen Gefahr, benutzt zu werden“ – ein Interesse weckender Anfangssatz.
Der Einladung des Europäisches Forum e.V. folgten rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Belgien, Frankreich, Niederlanden, der Schweiz und Deutschland.
Nach der Anreise begrüßten der Vorsitzende Wolfgang Krell und Anne-Marie Klopp, als Ehrenvorsitzende, die Teilnehmer*innen im Namen aller Partnerorganisationen zur zweisprachigen Tagung.
Frau Klopp fungierte darüber hinaus, als „Dolmetscherin“ in die französische Sprache. – Herzlichen Dank dafür!
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und der interessanten Frage, nach der weitetesten Anreise, die eine Französin mit fast 1300 Km hatte, begann der fachliche Teil der Tagung.
Der Präsident der UFRAMA und Psychologe Monsieur Gérard Benoist arbeitet in der JVA Fleury-Mérogis (F).
Monsieur Benoist hielt sein Referat 1 zum Thema „Mama/Papa im Gefängnis – und ich?“
Derzeit sind in Europa etwa 800.000 Kinder von der Inhaftierung eines Elternteils betroffen. Jedes dieser „Kinder unsichtbar im Schatten“ (Schattenkinder), um einen Ausdruck von Viviane Schekter zu verwenden, hat seine eigene Persönlichkeit und ist einzigartig.
Gérard Benoist hob in seinem Referat hervor: „Kind eines inhaftierten Elternteils zu sein stellt weder eine Pathologie noch ein Handicap dar. Und doch, um eine bildliche Sprache zu verwenden, können wir sagen, dass das Kind zwischen zwei Stühlen sitzt“. Dank vieler Fall-Beispiele wurden wir mit Problemen französischer Kinder in Bezug auf ein fehlendes Familienmitglied und die daraus entstehenden Folgen aus der Sicht eines Gefängnis-Psychologen informiert.
Der Abend wurde mit einem Abendessen in der zentrumsnahgelegenen Jugendherberge Düsseldorf und einen fakultativen Spaziergang in den Düsseldorfer „Medienhafen“ abgeschlossen.
Freitag, 10.01.2020
Frühzeitig, für manche zu früh, begann 8 Uhr die Fahrt im Sonderbus zur Justizvollzugsanstalt (JVA) Willich I (Männer) und II (Frauen).
In der Führung durch die JVA Willich I im Stadtteil Anrath erfuhren wir, dass es eine Anstalt des geschlossenen Männervollzuges mit ca. 400 Haftplätzen ist, in der überwiegend Inhaftierte mit längeren Freiheitsstrafen, aber auch Untersuchungsgefangene untergebracht sind. 1985 wurde Willich II, nach der Verselbstständigung des Frauenvollzuges die nun die einzige selbstständige Haftanstalt für Frauen in Nordrhein-Westfalen mit knapp 200 Haftplätzen.
In beiden Anstalten wurden wir ausführlich über die derzeitigen Pläne, Umbauten und die verschiedensten Projekte informiert. 1 Toll was in NRW-Anstalten im Rahmen einen modernen Vollzugs möglich ist. Mache von uns Teilnehmer*innen sind sicher erstaunt gewesen. Hier zeigte sich aber auch, dass von einem europäischen Vollzug keine Rede sein kann.
Alle Fragen der Besucher wurden auf das Ausführlichste beantwortet, viele Unterschiede und neue Möglichkeiten für eine Verbesserung der Beziehungen inhaftierter Mütter und Väter, z.B. ein gemeinsamer Gottesdienst mit ihren Kindern wird wohl einigen von uns in Erinnerung bleiben. Auch das, wenn auch kleine Spielzimmer, das die Mutti und Ihr Kind allein nutzen dürfen, fand Beachtung.
Nach dem gemeinsamen und für eine Gefängnisküche sehr schmackhaften Mittagessen, in der JVA Willich I und dem obligatorischen Gruppenfoto traten wir die Rückreise nach Düsseldorf an.
Frau Prof. Dr. Astrid Hirschelmann von den Universitäten Universität Caen Normandie (F) und Universität Rennes (F) referierte zum Thema:
„Wie Kinder die Inhaftierung eines Elternteils erleben“
Professor Hirschelmann, klinische Psychologie und Psychopathologie, berichtete uns an Beispielen aus ihrem Berufsleben, wie Kinder Inhaftierter alles erleben und vor allem mit welchen Folgen auch bei den Kindern zu rechnen ist.
Zitat – Jana Hainsworth:
„Kinder von Häftlingen sind eine besonders gefährdete und auf EU-Ebene praktisch unsichtbare Gruppe, trotz ihrer beträchtlichen Zahl. Viele EU-Länder stehen vor der gleichen Herausforderung: Wie kann der psychosoziale und emotionale Schaden, den Kindern mit einem Elternteil oder Verwandten im Gefängnis zugefügt wird, verringert werden? Es kann viel gewonnen werden, wenn die Aufmerksamkeit der führenden Politiker der EU geweckt und der Austausch und die Ausbildung zu diesem Thema gefördert wird, und es ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Akteure der Zivilgesellschaft eine führende Rolle spielen, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen in das bereits funktionierende System einbringen und sicherstellen, dass die Rechte dieser Kinder zu einer Priorität werden.“ Jana Hainsworth – Generalsekretärin, Eurochild (2013)
Professorin Hirschelmann sagte weiter:
„Sohn oder Tochter eines inhaftierten Elternteils zu sein, ist weder eine psychische Störung (A. Bouregba) noch eine automatisch traumatische Erfahrung.“ oder
„Ein Leid für das Kind und eine Krise für die Familie: Veränderungen im Familienleben durch die Inhaftierung eines Elternteils, Schwierigkeiten beim An-/Aussprechen und Erklärender Situation außerhalb der Familie (Scham, Schuldgefühle, negatives Selbstbild, unausgesprochene, geheime Gedanken, Ausgrenzungsgefühle usw.).“
Zur Familie sagte sie:
„Familie: ein Schutz- oder Risikofaktor? Ein zentraler Aspekt für die Prävention. Das Wohl des Kindes steht im Vordergrund, doch nur sehr wenig ist darüber bekannt, wie das Kind die Inhaftierung der Eltern erlebt.“
Vertiefende Informationen zum Referat erhalten Sie gerne auf Anfrage bei unserer Geschäftsstelle: info(at)europforum-kriminalpolitik(pukt)org.
Angebote für inhaftierte Kinder in Deutschland
Hilde Kugler (Treffpunkt e.V. Nürnberg) verschaffte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem kurzweiligen Referat einen Überblick über Beratungs-, Vermittlungs- und Trainingsangebote für Angehörige, Kinder und Unterstützungspersonen von Straffälligen Angehörigen.
Sie berichtete von einem über sich zwei Jahre erstreckendem Projekt zum Aufbau eines Netzwerks für Kinder von Inhaftierten. Als ein Meilenstein wird die Online Plattform juki-online.de gesehen. Hier finden sich kindgerechte Informationen und eine Onlineberatungsangebot. Ausserdem sind hier die im Projektverlauf gesammelten Informationen zu den diversen Angeboten für die Zielgruppe der Angehörigen von Inhaftierten zusammengefasst. – ein Besuch loht sich.
Darüber hinaus gab Hilde Kugler wertvolle Einblicke in ihr weiteres Tätigkeitsfeld in den Anstalten in der Region Nürnberg. Auch hier zeigt sich, dass sich die Arbeit für ein gutes Klima für Kinder in Haftanstalten lohnt.
Abend
Nach dem gemeinsamen Abendessen in der Jugendherberge Düsseldorf fand die Mitgliederversammlung im Tagungsraum statt.
Samstag, 11.01.2020
Am dritten Tag präsentiert uns Viviane Schekter (REPR, Schweiz) die Arbeit ihres Vereins. Die Teilnemer*innen waren von der Begeisterung, mit der Frau Schekter für eine gute Eltern- (Inhaftierte oder Inhaftierter) -Kind-Beziehung schnell angesteckt. Die von Ihr präsentierten Audio- und Videobeispiele (Originalton von betroffenen Kindern) ergänzten Ihren Vortrag sehr anschaulich.
Workshops
Im zweiten Teil des Samstagvormittag widmeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Europäischen Fachtagung folgenden Themen:
- Rolle der Räume und Ausstattung
- Rolle der Fachkräfte
- Rolle der Ehrenamtlichen
Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden zu gegebenem Zeitpunkt veröffentlicht.
Tagungsabschluss
Bericht mit freundlicher Unterstützung von Lutz Richter – herzlichen Dank!